28. Dezember 2015

46. Postkarten Weihnachtszeit

Über den ganzen Dezember finden Weihnachtsfeiern statt, jeder feiert irgendwie,
jede Vereinigung hat irgendwie eine Weihnachtsfeier.
Durch all das Weihnachten kommt man auch gar nicht wirklich zum Nachdenken, dass es ja eigentlich eine kalte, dunkle Zeit ist.
In einer Woche fand der Kaffihúsakvöldið statt , gar nicht so schwer zu erraten,Kaffehausabend.
Als Teil der Geldsammelaktion für unsere Klassenfahrt im April wurden Kekse gebacken, Sachspenden gesammelt und verlost, Bühnenprogramm gestaltet und und und....
Ich selbst war eine der vier Moderatoren, isländisch, Englisch, Französisch und ich auf Deutsch und muss feststellen, dass Deutsch sprechen mir mehr Falten als Englisch bereitet.

Der Weihnachtsbaum im Ort wird  angemacht, leise Weihnachtsmusik und alle fingen an singend um den Baum zu laufen, Hand in Hand.
Nachher gab's Kakao und Pfefferkuchen.
Auch hier hängen jetzt leuchtende Lichter- Tannenbäume an den Straßenlaternen, in der Schule stehen Kerzentreppchen, Sterne hängen in den Fenstern und Lichterketten machen die Häuser in der Dunkelheit zu gemütlichen umrissen.
In jedem Geschäft stehen Schälchen mit Keksen, jedenfalls hier wo alles langsamer wird über die Wintermonate.
Auch in der Schule gab es ein kleines Weihnachten , litlu jólinn. Es gab ein Geschenke Wichteln, man verschickt Karten an die Schüler und Leher, tanzt um den Baum und wir hatten ein Weihnachtsessen.
Ich habe den Preis für den schönsten Umschlag zum karten drin sammeln gewonnen.

Und dann Ferien, endlich mal ausschlafen, mal nichts tun.
Ich hatte die Durchschnaufpause echt mal nötig!

Man vertreibt die Dunkelheit und trotzt ihr glückliche Stunden ab, man lebt hier mir ihr nicht gegen sie und das macht den großen Unterschied.
Lichter schmücken sie, machen sie weniger präsent.
Der Schnee lässt alles aussehen, wie Postkarten.














Lily

26. Dezember 2015

45.Jól// Weihnachten

Weihnachten in Island beginnt 13 Tage vor dem Heiligabend.
In den Bergen lebt eine Hexe, eine Sagengestalt namens Grýla mit ihrem Mann Leppalúði und deren 13 Trollsöhnen.
Jeden Tag kommt einer dieser Trolle aus den Bergen hinunter zu den Menschen, sie ärgern sie, bestehlen sie, machen Sachen kaputt und erschrecken,h
Hinterlassen für die braven Kinder aber auch jede Nacht in kleines Geschenk im Schuh, den diese auf ihre Fensterbretter gestellt haben.

So klaut einer Kerzen, ein anderer guckt durch die Fenster und der nächste schnüffelt an de Türrritzen.
Nach dem 24. kehren sie in umgekehrter Reinfolge wieder zurück in die Berge.

Der 23. Dezember in Island heißt Þorláksmessa und traditionell isst man Fermentierten Rochen, ein strenger Geschmack und Geruch, der meine Nase betäubt hat. Der Geschmack, vermischt mit Kartoffeln ist aber ertragbar und trotz wiederholte "Du musst nicht aufessen", hab ich's doch gemacht, lieber der so genannte Skata, als diverse andere isländische Spezialitäten, da hab ich echt schon schlimmeres gegessen!
Ich hab dann noch den Nachmittag über mit Amma gebacken, Kekse Kuchen, Konfekt. 

Draußen ist alles weiß, der Wind treibt ihn hin und her.
Draußen ist es kalt, windig. Innen umso wärmer.
Es ist der 24. desember und wir fahren zu Amma, zum Weihnachtsbrunch.
Pikantes gab es auch, der Mittelpunkt des Essens war aber Risalamande,

eine eigentlich dänische, sehr Sahnelastige und unverschämt leckere Version von Milchreis.
Island hat ihn aber als eigene Tradition mit übernommen.
In der großen Schüssel waren zwei Mandeln versteckt, wer diese auf seinem Teller findet ein Möndlugjöf, ein kleines Geschenk.
Ich habe keine gefunden, mir wurde aber von meiner Langamma die ihre zugeschoben.
Bekommen habe ich Pralinen aus Paris, die Gasttante studiert dort grade und ist für die Feiertage Nachhause gekommen.


Wieder zuhause wurde dann nochmal alles durchgesaugt, zu Weihnachten wird alles aufpoliert!
Das Festessen wurde zubereitet, ich habe den Rotkohl gemacht, mit Äpfeln wie von meiner deutschen Mama.
Pünktlich um sechs leuteten die Glocken aus dem Radio und Weihnachten hatte offiziell begonnen!
Zum Essen gab es Lammrücken, einmal frisch, einmal leicht geräuchert, Kartoffeln, Salat, Gemüse.
Sehr lecker, aber ungewohnt für mich, Weihnachtsessen ist für mich Fondue.


Zusammen wurde die Küche aufgeräumt und so wie es in meiner Gastfamilie Tradition ist verteilt der jüngste, der lesen kann die Geschenke. Da der aber lieber nach eigenen Geschenken griff und diese erstmal austesten musste habe ich mitgeholfen! :)
Dann gab es noch Zimtkuchen, so gut!
Irgendwann nach Mitternacht hab ich mich dann in mein Zimmer verzogen, mit neuer Lichterkette an der Wand und neuem Buch war es echt kuschelig!

Am nächsten Tag ging es wieder zu Amma, dieses Mal gab es das traditionelles Weihnachtsessen.
Hangikjöt, geräuchertes LammflieschLaufabrauð, kalte Erbsen und kalter Rotkohl. Das einzig warme im Gericht sind die kartoffeln und die Sauce. Nicht ganz mein Fall und da ich das Hangikjöt schon mehrmals vorher probiert hatte wurde mir lieberweise normales Lamm vom Vortag warm gemacht!

Der ganze Tag war, wie Zuhause in Berlin gemütlich. Wir waren einfach zusammen, haben gegessen, mehr Dessert! Geredet, gespielt. Und zwar isländisches Scrabble, und ohne mehr menschliche Hilfe, als die anderen hatten, bin ich beide male nicht letzte geworden! Mein Kopf hat allerdings ziemlich gedampft!

Um 11 hab ich dann nur noch ergeben im Sessel gelegen und mir geschworen nie wieder auch nur einen Bissen zu essen.
Um 00:30 hab ich dann doch noch ein Stück Zimtkuchen gegessen.
Heute bleiben wir einfach nur im Haus, ausruhen.
Ich muss noch etwas backen oder kochen, morgen fahren wir nach Reykjavík zur Afs Weihnachtsfeier, am selben Tag auch wieder zurück.


Über die Tage habe ich eigentlich nur Isländisch gesprochen, oft ohne nachzudenken.
Einfach antworten.
Ich lerne jeden Tag hinzu und überrasche mich und andere wie viel ich eigentlich schon kann.

Ich hatte kein Heimweh über die Tage, habe aber viel an Zuhause gedacht, habe verglichen und freue mich schon nächstes Jahr von isländischem Weihnachten zu erzählen.


Ich habe mich hier schon von Anfang an willkommen gefühlt, jedem lag viel daran mich zu integrieren. Mich als Teil der Familie zu behandeln. Aber bis so etwas auch wirklich im Kopf ankommt brauch es Zeit. Und gestern auf dem Rückweg, mit dem Kopf an der Fensterscheibe,
wurde mir wirklich klar, wie viel ich hier habe, wie viel mir das alles bedeutet.
Es ist komisch, sich an zwei Orten zuhause zu fühlen, Familie zu sagen und zwei Möglichkeiten zu haben, wen man jetzt genau meint.



Ich bin dankbar für beide.






Lily

14. Dezember 2015

44. Isländisch, also fast

Babalú, mein allerliebstes-Lieblings Café in Reykjavík. Verwinkelten, vollgestopft, frei nachfüllbarer Tee in den zusammengewürfelsten Tassen, Nutellakäsekuchen, eine Toilette mit Starwars Thema, Sound Effekte inclusive.
Sogar ein kleiner, falscher Kamin. ("Zusammen ist man weniger allein!"), Brettspiele und Bücher an den Wänden. Das Mobiliar zusammengeworfen, wie die Tassen.
Wundervoll!
Jedenfalls stand ich an der Theke, vor mir ein Tourist, der gerade den Kassierer nach irgendwas vegetarischem traditionell-isländischem fragte.
Kassierer hatte keine Ahnung, war selber kein Isländer, hat er sich aber nicht anmerken lassen.
Der Tourist dann umgedreht zu mir, ob ich was wüsste. Wann bekommt man schonmal die Gelegenheit Isländer zu sein, dachte ich und übelegte. Gut isländisch ist eher Fleisch.
Ich also dann also zum Touristen, "Also Früher gab's kaum Obst, Gemüse etc hier, zu Weihnachten vielleicht einen Apfel, eine Orange... Sonst halt konservieren Fleisch, Fisch." das ganze auch halb an den Kassierer, er eifrig nickend, genau, so ist das!"
Heute mal echt Isländisch, also fast. Schadet ja niemandem und pusht Ego! :)
Lily

2. Dezember 2015

43. Ferð frá Reykjavík // Fahrt von Reykjavik

Es dämmert, weihnachtslicher leuchten von allen Seiten. Lichterketten schmücken alles was Lichterketten schmücken können. Übers Wochenende hat Island Weihnachten aus den Kisten geholt,
Aus der Ferne sieht man Reykjavik
Sonst ist die Landschaft schwarz-weiß.
Die Berge und Tannen schwarz und dick mit Schnee gedeckt.
Am Horizont bilden die Wolken Berge, die aussehen als hätte ein kreativer Bühnenbildner sie inszeniert.
Auf halben Weg wird der Wind stärker, Schnee wird über die Straße geweht, teilweise sieht man nichts, nur weiß und plötzlich machen die gelben Pfosten alle paar Meter Sinn. 
Oben in den Bergen schneit es wieder, es ist schwarz und man sieht nur die nächsten paar Meter im Licht der Scheinwerfer, Flocken treiben gegen die Scheibe und isländische Weihnachtslieder laufen im Radio.
Ein paar Minuten später ist der Empfang weg. Es ist still, einzig den rauschenden Wind draußen und das leichte Ruckeln des Autos durchbrechen die Stille.
Es hat etwas von Unendlichkeit.
Wir im Auto, durch immergleiche dunkle Landschaft, bis die Lichter meines kleinen Ortes sie brechen, das Radio wieder spielt und wir ankommen.